AKTUELL
Video Numero 10
Claus Baumann denkt über Modelle in Kunst, Technik und Urbanität nach;
Peter Schmidt spielt an der Videokonsole BRASILIEN.
Das Verhältnis von Technik, Mensch und Natur und die damit verbundene Wahrnehmung von Raum, Zeit und Geschwindigkeit ist in einem ständigen Wandel begriffen. Die Kunst kann diesen ästhetisch reflektieren. Sie kann davon ausgehend die gegebene Technik nutzen, das technologische Potenzial für künstlerische Praktiken ausloten und die Grenzen der gegenwärtigen Technik erforschen. Darüber hinaus kann sie eigenständige, künstlerische Welten modellieren und neu erschaffen. Mit der "Genossenschaftssiedlung am Westbahnhof" bedient sich eine künstlerische Modellwelt realer Modelle, die von Wolfgang Frey gebaut wurden, und überträgt diese in den virtuellen Raum. Die Kunst kann sich auf ihre eigenständige Weise zu Wissenschaft und Technik positionieren und sich kritisch gegenüber gesellschaftlichen, polit-ökonomischen und technologischen Entwicklungen verhalten. Sie kann die Stuttgarter Oper atmen lassen. Modelle können Erkenntnis- und Forschungsmedium sein. Sie können Mittel zur Konstruktion und zur Rekonstruktion menschlicher Weltvorstellung und Vorstellungswelten werden. Modellwelten können zu Weltmodellen werden. Im virtuellen Raum leuchtet BRASILIEN über Freys Modell der Genossenschaftssiedlung, des Stuttgarter Hauptbahnhofs oder des Zentralstellwerks und macht diese zu anderen Orten. Kunst kann vorführen, dass andersartige als die üblichen Verwendungen und Einsätze von Technik möglich sind. Sie kann dazu beitragen, die Rede vom „Sachzwang“ als Ideologie zu entlarven. Denn diese Rede verschleiert alternative Handlungsmöglichkeiten. Der Kleine Schlossplatz, über dem ebenfalls BRASILIEN leuchtet, steht stellvertretend für die Sehnsüchte, die mit Stadt verbunden sind. Die Zentralität der Stadt ist als strategischer Ort für politische Auseinandersetzungen ist von enormer Bedeutung, wie Henri Levebvre diese mit seiner Parole „Recht auf Stadt“ programmatisch zum Ausdruck brachte.
Link zum Video - youtu.be/koGMxvAfdWE
Video Numero 4
Der Spielautomat als Stadterkundungsmaschine
Jens Lyncker und Peter Schmidt sprechen mit Alexander Sowa über den Blick des Modellbauers auf die Stadt. Der Fotograf und der Automatenbauer besuchten die Orte, die Wolfgang Frey zwischen 1980 und 2010 fotografierte und in seiner Modelleisenbahn im Maßstab 1:160 nachbaute. Circa 500 Fotos des Freyschen Modells und 500 Fotos derselben Örtlichkeiten, wie sie sich heute darstellen, stehen sich nun im Spielautomaten gegenüber. Darüber hinaus geben Visualisierungen der geplanten Wirklichkeit Einblick in die Zukunft der Stadt. Der besondere Blick des Modellbauers, der gleichzeitig von großer Abstraktionsfähigkeit und exzessiver Detailverliebtheit geprägt ist, kann Auskunft über vierzig Jahre des ständigen Wandels der Stadt geben. Welche Lebenswirklichkeiten von welchen Personengruppen mit welchen Interessen manifestieren sich im gebauten Stadtbild?

Link zum Video - https://youtu.be/UAHPoG3AjBI
Begleitbüro SOUP (Stuttgarter Observatorium urbaner Phänomene):
Mit einer Reihe von Videobeiträgen, die ab 8. Juli 2021 wöchentlich Donnerstags um 18 Uhr auf unserer Website und auf unserem YouTube-Kanal ihre Premiere feiern werden, versucht Begleitbüro SOUP,
die Modellwelt von Wolfgang Frey in Richtung Weltmodelle zu erweitern. Künstler und Nicht-KünstlerInnen, Prominente und weniger Prominente,
Stuttgarter und Nicht-StuttgarterInnen blicken aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Stadt und ihre Sehnsucht nach Modellhaftigkeit.
Es geht in den verschiedenen Beiträgen um spannende Geschichten, um Stadtpolitik, um seltsame Objekte und radikale Projekte, die vielleicht nur in dieser Stadt möglich waren.
Die Bezüge der Videos zum Freyschen Stadtmodell sind von unterschiedlicher Evidenz, in jedem Fall aber vorhanden.
Jeder der Beiträge kann als Mosaikstein verstanden werden zu einem Bild von Stuttgart, das es so noch gar nicht gab.